Der polnische Choreograf Maciej Kuźmiński entwickelt mit „Cantos“ ein Tanzstück zur Musik von Simeon ten Holts minimalistischem Meisterwerk „Canto Ostinato“. Die Choreografie ist inspiriert von Henri Bergsons Konzept des „élan vital“ – des Lebensschwungs, der die menschliche Existenz und das Verlangen antreibt – sowie von Reflexionen über Quantensysteme, reine Mathematik und den Dichter Dante. Kuźmiński, der vielfach mit seinem langjährigen Partner Paul Bargetto zusammenarbeitet, zeigte deren gemeinsame Kreation „Every Minute Motherland“ beim Tanzfestival Rhein-Main 2024.
Choreografie Maciej Kuzminski
„Corps de Walk“ ist ein stilprägendes Stück aus der Zeit vor dem internationalen Durchbruch der israelischen Star-Choreografin Sharon Eyal. Die 2011 uraufgeführte Auftragsarbeit der zeitgenössischen norwegischen Tanzkompanie Carte Blanche handelt von der gefährlichen Erotik der Masse. Gemeinsam mit ihrem Partner und Technokünstler Gai Behar sowie dem DJ Ori Lichtik parodiert Eyal die großen Gruppenszenen des klassischen Balletts mit einer Choreografie, die direkt von der Tanzfläche eines futuristischen Techno-Clubs zu stammen scheint. Fast 15 Jahre nach seiner Uraufführung wird „Corps de Walk“ vom Hessischen Staatsballett wiedereinstudiert.
Choreografie Sharon Eyal & Gai Behar
Musik Ori Lichtik
Licht Alon Cohen
Ass. Licht Henry Rehberg
Kostüm Sharon Eyal & Gai Behar
Choreografie, Kostüme & Licht Leïla Ka
Probenleitung Uwe Fischer, Bruno Heynderickx
Originalbesetzung (Für die Wiedereinstudierung am Hessischen Staatsballett)
Daniela Castro Hechavarría, Sayaka Kado, Kenedy Kallas, Meilyn Kennedy, Rita Winder
Dauer ca. 13 Min.
Weltpremiere Bouffées am 12.6.2022 in Paris
Choreografie, Bühne, Ausstattung, Soundediting, Licht Martin Harriague
Kostümdesign Mieke Kockelkorn, Martin Harriague
Beratung Puppenchoreografie Caroline Kühner
Puppenbau Annie Onchalo
Probenleitung Uwe Fischer
Dramaturgie Lucas Herrmann
In einem genreübergreifenden Mix aus Tanz, Schau- und Puppenspiel erzählt der französische Choreograf Martin Harriague in Of Prophets and Puppets von Macht, Manipulation und dem Einfluss der Medien im Spiel mit Fakt und Fiktion. Im Rahmenformat einer Talkshow verdeutlicht das Stück auf überzeichnete Art, wie wir Menschen uns unserer eigenen Natürlichkeit berauben und zu Marionetten werden, an deren Strängen sowohl andere als auch wir selbst so gerne ziehen. Dabei inszeniert Harriague mit den Mitteln von Choreografie und Tanztheater eine fiktive Begegnung der beiden ikonenartigen Personen Greta Thunberg und Donald Trump.
In der Regel steht bei Ausnahmechoreograf Marco Goecke die Musik nicht am Anfang seiner Arbeit. In seinem Duett Midnight Raga, dessen Titel sich auf die klassische indische Musik bezieht, ist es anders: Die Musik von Ravi Shankar bildet den Ausgangspunkt. Trotz der Inspiration am Orientalisch-Indischen, das sich auch in den schweren blauen Seidenstoffen der Kostüme widerspiegelt, bleibt Goeckes ureigene, nervöse Bewegungssprache unverkennbar. Nach der Uraufführung 2017 am Nederlands Dans Theater (NDT 2) erfährt die für die beiden Tänzer maßgeschneiderte Choreografie in der Wiedereinstudierung am Hessischen Staatsballett eine weitere Verkörperung.
Choreografie & Kostüme Marco Goecke
Musik Ravi Shankar, Etta James
Licht Udo Haberland
Choreografische Assistenz Hedda Twiehaus
Einstudierung Ludovico Pace
Probenleitung Jaione Zabala Martin
Dramaturgie Nadja Kadel
Fotos: De-Da Productions
Choreografie, Bühne, Kostüme David Raymond & Tiffany Tregarthen
Musik / Komposition Angèle David-Guillou
Musikalische Leitung Johannes Zahn
Licht James Proudfoot
Video Eric Chad
Dramaturgie Lucas Herrmann
Force Majeure ist die erste Auftragskreation für ein Ensemble aus dem deutschsprachigen Raum. In dem Stück befassen sich Raymond & Tregarthen mit dem Gedanken an eine höhere Gewalt, die durch menschliches Handeln oder als geheimnisvolle Kraft des Universums auf das Leben einwirkt. Zugleich stellen sie die Frage, ob diese höhere Gewalt nur außerhalb von uns oder auch in uns selbst existiert. Das Duo geht in seinen Arbeiten über traditionelle Ästhetiken und Formen hinaus. Dabei beschreiben surrealistisch anmutende Szenenarrangements alltägliche Situationen, die durch ein präzises Zusammenspiel von technischen Effekten und körperlicher Expression eine untergründige Komik hervorrufen. Beide Stücke werden vom Staatsorchester Darmstadt begleitet.
Konzept, Regie und Licht Marc Brew
Choreografie Marc Brew in Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern
Musik Angus MacRae
Bühne und Kostüme Emma Kingsbury
Kostümassistenz Lara Regula
Videoprojektionen Emma Kingsbury und Eduardo Mayorga
Probenleitung Jaione Zabala Martin
Dramaturgie Lucas Herrmann
Es spielt das Hessische Staatsorchester Wiesbaden.
Musikalische Leitung Holger Reinhardt
Für exisTence wurde in Wiesbaden eine eigene Orchestrierung der Musik von Angus MacRae in Auftrag gegeben.
Choreografie Xie Xin
Assistenz Fan Xiaoyun
Musik Sylvian Wang
Bühne Hu Yanjun
Assistenz Bühne Li Feng
Kostüme Li Kun
Licht Gao Jie
Probenleitung Jaione Zabala Martin
Dramaturgie Lucas Herrmann
Geboren im Zwiespalt. Schöpfendes Geschöpf. Wesen aus Geist und Materie. Sich selbst auserkoren unter der Vielfalt der Arten. Den Horizont über den Abgrund gespannt. Darauf balancierend, dem Firmament zugewandt. Die Gliedmaßen gebeugt, setzt es zum Sprung an und schlägt kometenhaft auf. Zerschmettert nur kurz, klopft es den Staub ab und tanzt weiter. Leichtfüßig.
Mit der Anmut einer Feder im Sturm. Xie Xin ist eine der derzeit gefragtesten Choreografinnen Ostasiens, die mit ihrem XieXin Dance Theatre mittlerweile weltweit tourt. Es besteht eine wiederkehrende Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsballett. In der Spielzeit 2018/2019 war die Choreografin mit dem Gastspiel From In im Wiesbadener Kleinen Haus vertreten. In der gleichen Spielzeit kreierte sie mit ihrer Kurzchoreografie Special Moment einen Teil des vierfachen Tanzabends Shortcuts in der Wartburg. Die Arbeiten Xie Xins zeichnet ein weicher Bewegungsfluss geistiger Verkörperung aus. Timeless, ihre neueste Kreation für das Tanzensemble des Hessischen Staatsballetts, feierte am 8.4.2023 Premiere am Staatstheater Darmstadt.
Boléro des französischen Komponisten Maurice Ravel aus dem Jahr 1928 avancierte zu einem der beliebtesten Werke für die Konzertbühne. Benannt nach der gleichnamigen Tanzgattung und geschrieben als Ballett für die berühmte Tänzerin Ida Rubinstein haben sich seit der Uraufführung in der Choreografie von Bronislava Nijinska immer wieder Choreograf:innen mit den eingängigen Wiederholungsschleifen von Ravels Meisterwerk auseinandergesetzt.
Der israelische Choreograf Eyal Dadon, bekannt für seine unkonventionellen Zugriffe auf klassische Stoffe, wird in seiner Interpretation Boléro die Aktualität des berühmten Musikstücks mit seiner energetischen Bewegungssprache kontrastieren.
Choreografie Eyal Dadon
Musik Maurice Ravel
Musikalische Leitung Johannes Zahn
Kostüme Bregje van Balen
Licht James Proudfoot
Dramaturgie Lucas Herrmann
Es wird eine Tonaufnahme des Staatsorchester Darmstadt gespielt.
Fragt man Nadav Zelner nach der Farbe seiner neuesten Kreation, spricht er von einem „hellen Blau“. Farben sind wichtig in seinen Arbeiten, und gleichsam bunt sind die Tänzer:innen in seinen Stücken: Chamäleons, deren körperliches Ausdrucksrepertoire sowohl von einer organischen Wandlungsfähig-keit als auch einem ehrlichen Antlitz erzählt. In seiner Neukreation glue light blue setzt sich der israelische Choreograf mit der Musik des Nahen Ostens auseinander und ergründet dabei, dass nichts für selbstverständlich gehalten werden darf; vor allem nicht die Realität. Zelners Tanzproduktionen entführen in fantasievolle Welten, die uns aus der Kindheit oder Theaterkultur gleichsam bekannt erscheinen; Die Dreigroschenoper, Die Schöne und das Biest, Der Zauberer von Oz oder Peter Pan. Seine unverkennbare Tanzsprache ist durch viele Einflüsse inspiriert, eigene Tanzkurzfilme präsentierte er als tänzerische Minidramen, und immer wieder choreografiert er für Film und Fernsehen. Bisherige Arbeitsstationen waren u. a. Batsheva Dance Company, Bolshoi Ballet Moskau, Nederlands Dans Theater oder Gauthier Dance Stuttgart. Doch bei allem Feingefühl für die Magie der uns umgebenden Welt sind die künstlerischen Mittel auch ganz konkret: Körperliche Wirklichkeiten, die futuristisch anmutende, kosmisch durchdrungene Bilderfluten kontrastieren.
Choreografie Nadav Zelner
Musik Amine Bouhafa, Munir Doganay, Shafeq Kabaha, Nidaa Abou Mrad/Classical Arabic Music Ensemble, Nesma/The Cairo Arabic Music Ensemble, Charbel Rouhana/The Beirut Oriental Ensemble, Warda, Faia Younan
Bühne Eran Atzmon
Kostüme Maor Zabar
Licht Marcel Hahn, Nadav Zelner
Probenleitung Jaione Zabala Martin, Uwe Fischer
Dramaturgie Lucas Herrmann
Es tanzt das Hessische Staatsballett
Fotos A. Etter
Dauer: 60 Minuten