Fingers at the tip of my words

Isidora Markovic

Choreografie, Bühne, Kostüme: Isidora Marković

Tanz: Manon Andral, Isidora Marković (alternierend)

Video: Kerem Ozan Bayraktar

Licht: Jorge Moro Argote

Musik: Tim Buckley

Dramaturgie: Johannes Schropp

Den Grad zu wandern, ohne zu fallen, ohne eine Klarheit der Kante. Wohin falle ich, wenn das dünne Eis beim ersten Fehltritt zerbricht? Wenn der nächste Schritt wie vom Nebel, der sich nur schrittweise lichtet, verdeckt wird. Wenn der nächste Schritt selbst nie in kausalem Zusammenhang mit dem Vorangegangenen steht, jede Bewegung ausschließlich für sich selbst in der Bahn des schmalen, langen Grads steht, dessen Ende hinter dem vernebelten Horizont nur als korporeale Textur eine grobe Richtung suggeriert. Die fotografische Theorie Baudrillards als mediale Übersetzung in den Tanz: Die Gewalttätigkeit des Bildes, als die Macht, die das (Massen-)Medium Fotografie auf diejenigen, die Bilder produzieren, ausübt. Hier die Utopie des Ausbrechens aus den Zwängen des Produzierens gewisser erwarteter tänzerischer Oberflächen, des gehaltlos Virtuosen, des nur auf den ersten Blick emotionalen, nichtssagenden Gestus. Wie die vorgefertigte Meinung darüber, wie Tanz auszusehen hat, die Körper beherrscht; das ist der Grad, der versucht wird, zu wandern. Im Mikro- und Makroskopischen, im Vereinsamen der Solistin vor einer überdimensionierten Videowand, die Einblick in ihr Innenleben gibt. Auf der Suche nach der Sprache, in der sich Liebende begegnen. Der Grad auf dem etwas wird, ohne jemals (oder: schon) etwas zu sein; in Anlehnung an André Lepecki ein Sein-zur-Bewegung (Being-toward-movement).

Fotos & Video: Tatsuki Takada